DAS TOR öffnet sich für 1000 Jahre Stadtgeschichte und einen Blick in die Region

Dritter Bauabschnitt beleuchtet Anfänge der Stadt bis zum Barock

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Blick ins Foyer mit dem neuen Medientisch
Foto: (c) Stadt Coesfeld

Offen und einladend ist es geworden im Foyer des Stadtmuseums im Erdgeschoss des Walkenbrückentors. Fast schon zurückhaltend steht mittendrin eines der neuen Highlights: Der weiße Medientisch mit der glatt-leuchtenden Oberfläche. Eine Berührung reicht und schon öffnen sich auf einer interaktiven Landkarte der Baumberge-Region interessante Kulturorte in der Umgebung oder, auch das mit einem leichten Wisch: Ein virtueller Rundgang durch das jetzt mit dem dritten Bauabschnitt fertig gestellte Stadtmuseum DAS TOR.

Bürgermeisterin Eliza Diekmann zeigt sich beim Rundgang begeistert: „Hier werden Einblicke in die Stadtgeschichte möglich und gleichzeitig Ausblicke: In die Stadt hinein und hinaus in die Region. Das historische Stadttor hat damit genau die Funktion, die es viele Jahrhunderte hindurch für unsere Stadt hatte, es steht sinnbildlich für unsere Stadtgemeinschaft und für die Verbindungen ins Umland.“

Wer das Foyer verlässt und weiter hinaufsteigt im Walkenbrückentor, das seit 2012 das Stadtmuseum DAS TOR beherbergt, kommt in den neu eröffneten dritten Bauabschnitt, der jetzt für Besucherinnen und Besucher offensteht.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Fertigstellung dieser Räume jetzt die etappenweise Modernisierung der Ausstellung im Walkenbrückentor abschließen können“, sagt Museumsleiterin Dr. Kristina Sievers-Fleer. Der neue Ausstellungsbereich widmet sich 1000 Jahren früher Stadtgeschichte: Von den Anfängen der Stadtwerdung im frühen Mittelalter, dem Thema Handel und Hanse und der Bedeutung, die Coesfeld als Festungsstadt bis in das Barock hatte. „Wir haben uns damit zeitlich gesehen von der Gegenwart nach hinten gearbeitet“, informiert Dr. Kristina Sievers-Fleer: „Der erste Abschnitt wurde 2012 fertig gestellt und umfasste die Themen Nationalsozialismus und jüdisches Leben. Im Jahr 2015 wurde dann der zweite Abschnitt eröffnet, der sich dem Thema Fortschritt im 19. und 20. Jahrhundert widmet.“

Ermöglicht wurde die Realisierung dieses letzten Abschnitts, der noch weiter in die Stadtgeschichte zurückgeht und dabei gleichzeitig auch die vielfältigen Verbindungen der Coesfelder Geschichte mit den Nachbarkommunen aufgreift, durch die Förderung aus LEADER-Mitteln der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes, die durch die Bezirksregierung Münster bereitgestellt werden.

„Ich freue mich sehr über jede Etappe des Weges, der nur gemeinsam mit den vielen Unterstützer:innen, Bürger:innen und Ehrenamtlichen gegangen werden konnte und auf die Möglichkeiten der Zukunft in unserer LEADER-Gemeinschaft“, so Fachbereichsleiterin Dr. Mechtilde Boland-Theißen.

Beide Maßnahmen, die Anschaffung des Medientisches im Eingangsbereich und die Ausstattung der vier neuen Räume, sind die ersten beiden Bausteine des durch LEADER Baumberge mit 65 Prozent geförderten Projekts „TOR zur Geschichte der Region“. Das LWL-Museumsamt hat nach den beiden vorherigen Ausstellungabschnitten auch den neuen Bereich großzügig mitfinanziert.

Die Realisierung des Medientisches erfolgte durch zusätzliche Unterstützung der Sparkassenstiftung Westmünsterland.

Die Gesamtkosten für den dritten Ausstellungsabschnitt lagen bei knapp 155.000 Euro. Etwa 30.000 Euro davon entfallen auf den Medientisch.

Nachdem die Fördergeber und der Stadtrat Ende 2019 grünes Licht gegeben hatten, wurden die Modernisierungs- und Umbauarbeiten sowie die Ausstellungseinrichtung im vergangenen Jahr innerhalb von nur neun Monaten umgesetzt.

Das sagen die Fördergeber über das Projekt:

Bezirksregierung Münster:

236.437,50 EURO für Museen der Stadt Coesfeld aus dem LEADER-Programm

Münster/Coesfeld.  Die Stadt Coesfeld ist Mitgliedsgemeinde der LEADER Region Baumberge. LEADER ist ein Programm der Europäischen Union zur Stärkung der ländlichen Räume. LEADER bedeutet - Liaison entre actions de développement de l'économie rurale, („Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“).

Aus diesem Programm erhält die Stadt Coesfeld, für das Projekt „Das TOR zur Geschichte der Region“ eine Zuwendung von 236.437,50 Euro. Die Fördermittel sind für die Weiterentwicklung von drei musealen Standorten in Coesfeld vorgesehen: für das Stadtmuseum im Walkenbrückentor, für die Synagoge und für das Natz-Thier-Haus, das ehemalige Haus des gleichnamigen Heimatdichters.

Das Selbstverwaltungsgremium der Region Baumberge, die Lokale Aktionsgruppe, sieht in diesem Projekt einen hohen, positiven Mehrwert zur Stärkung der Region insgesamt: „Aufgrund der facettenreichen Erweiterung und dem Fokus des Museums außerschulischer Lernort werden zu wollen, ist ein positiver Mehrwert für die Region zu erwarten“ und hat darum dieses Projekt prominent gefördert.

Der erste Projektabschnitt konnte nun im Walkenbrückentor mit neuen Ausstellungseinheiten zu den Themen Handel/Hanse, zur barocken Festungsstadt, zur Stadtwerdung und zum Mittelalter abgeschlossenen werden. Als wichtiger Aspekt der musealen Darstellung wird dabei der regionale Bezug gesehen, denn das TOR soll zum kulturhistorischen Ankerpunkt der Region ausgebildet werden. Eine besondere Rolle spielt dabei die Gestaltung des Foyers. Mithilfe eines Interaktiven-Touch-Tisches kann hier per Fingerstreich Geschichtliches und Aktuelles der Region abgerufen werden.

„Wir freuen uns als Akteure der Bezirksregierung dieses bedeutende Projekt mit Mitteln der Europäische Union und Mitteln des Landes NRW unterstützen zu können und sind gespannt auf die Realisierung der weiteren Projektabschnitte“, erklären Frank Nießen und Annette Hülsmann.

LEADER

Die Buchstaben LEADER stehen für Liaison entre actions de développement de l'économie rurale, („Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“). Dieser methodische Förderansatz der Europäischen Union und des NRW-Programms „Ländlicher Raum“ unterstützt den Zusammenschluss lokaler Akteure aus öffentlichen und nicht öffentlichen Interessenskreisen zu „Lokalen Aktionsgruppen“ (LAG). Diese LAGs erarbeiten eine eigene Entwicklungsstrategie für ihre jeweilige Region, auf deren Grundlage geeignete Projekte zur Förderung ausgewählt werden. In Europa gibt es 2600 lokale Aktionsgruppen.

Die LEADER-Geschäftsstelle dazu:

Das aktuell laufende LEADER-Projekt „Das TOR zur Geschichte“ stellt die Stadtgeschichte Coesfelds und die Geschichte der Region in den Mittelpunkt und macht diese mit den verschiedenen Projektbausteinen ganz neu und individuell erlebbar. Durch die Maßnahmen vor Ort wird konkret sichtbar, welche Möglichkeiten die Europäische Union im ländlichen Raum bietet und was bewirkt werden kann. Die Weiterentwicklung des Museums bietet einen Mehrwert für sowohl für die Menschen vor Ort als auch die Besucher*innen. Wir freuen uns daher, dass wir die Umsetzung des Projektes über das EU-Förderprogramm LEADER als Regionalmanagement unterstützen und begleiten dürfen.

Landschaftsverband Westfalen-Lippe:  Coesfeld – Das TOR

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat sich von Anfang an bei der Neueinrichtung des Stadtmuseums Das TOR engagiert, weil sich das Museum vorgenommen hatte, sich wichtigen Themen zu widmen, die auch für Schulklassen von großer Relevanz sind: dem jüdischen Leben in Coesfeld und dem Nationalsozialismus.

Dann kamen mit den Themen „Modernisierung und das 19. Jahrhundert“ sowie „Demokratisierung und Pluralisierung der Gesellschaft“ weitere wichtige Themen dazu. Die Abschnitte über das barocke Coesfeld, Coesfeld zur Hanse und zur Zeit der Religionskriege komplettieren nun die neue Dauerausstellung. Das Museum ist besonders für jüngere Leute attraktiv gemacht worden, das Design ist den neuen Seh- und Lesegewohnheiten angepasst. Uns gefällt, dass dies auf modernem Niveau geschieht, audiovisuell und interaktiv.

Dass mit dem Forschungslabor sozusagen ein Zentrum für Geschichtsarbeit entwickelt wurde, freut uns ganz besonders. Die erlebnisorientierten, museumspädagogischen Programme führten dazu, dass in den letzten Jahren sehr viele Schülerinnen und Schüler das Stadtmuseum als anregenden, lebendigen außerschulischen Lernort wahrgenommen und schätzen gelernt haben. Die langfristige Zusammenarbeit von Schulen und Museen bietet Verlässlichkeit und Planbarkeit für beide Seiten.

Das TOR ist zu einem lebendigen Bürgermuseum geworden, das wissen wir beim LWL sehr zu schätzen.

Dr. Ulrike Gilhaus und Verena Burhenne, LWL-Museumsamt für Westfalen

Sparkassenstiftung: Sparkassenstiftung unterstützt interaktiven Tisch

Die Sparkassenstiftung für den Kreis Coesfeld unterstützt das Projekt mit 5.000 Euro.

Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr, in seiner Funktion als Kuratoriumsvorsitzender der Sparkassenstiftung:

„Geschichte mittels moderner Technik den Menschen näher zu bringen ist genau der richtige Ansatz und dieser interaktive Tisch lädt die Besucherinnen und Besucher ein, unsere Region zu erkunden.“

Heinrich-Georg Krumme, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Westmünsterland:

„Die Entscheidung der Förderung ist uns leichtgefallen, denn es ist ein durchdachtes Konzept, die Inhalte können angepasst und erweitert werden und mittels des QR-Codes kann ich als Nutzer noch weitere Informationen erhalten und auch direkt vor Ort erkunden.“

Zum Thema:

Öffnungszeiten im Stadtmuseum DAS TOR

Rechtzeitig zum Osterwochenende ist nun endlich das ganze Museum für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Neu zu sehen sind damit der dritte Ausstellungsabschnitt, der sich schwerpunktmäßig mit der Zeit Christoph Bernhards von Galen, dem Thema Handel und der mittelalterlichen Stadt Coesfeld beschäftigt. Außerdem neu ist ein großer Touch-Monitor im Eingangsbereich, über den nicht nur 360 Grad Ansichten der kompletten Ausstellung abgebildet werden, sondern auch andere Sehenswürdigkeiten in den Baumbergen kurz vorgestellt werden, umso neugierig auf die Region zu machen.

Wer das Stadtmuseum besuchen möchte, braucht aktuell vorab einen Termin. Anmeldungen sind ab sofort möglich unter Tel. (02541) 9393724 oder per E-Mail: das.tor@coesfeld.de

Das Stadtmuseum DAS TOR ist immer samstags und sonntags geöffnet, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Innerhalb dieser Zeit können aktuell drei Zeitfenster vorab reserviert werden (14 bis 14.45 Uhr, 15 bis 15.45 Uhr und 16 bis 16.45 Uhr). Wegen der aktuellen Corona-Situation können gleichzeitig immer höchstens fünf Personen aus zwei Haushalten die Räumlichkeiten nutzen.

In der kommenden Ferienwoche bietet das Stadtmuseums-Team zusätzlich folgende Sonderöffnungszeiten:

Mittwoch (07.04.), Donnerstag (08.04.) und Freitag (09.04.) jeweils von:

10.00 – 10.45 Uhr

11.00 – 11.45 Uhr

12.00 – 12.45 Uhr

16.00 – 16.45 Uhr

17.00 – 17.45 Uhr

18.00 – 18.45 Uhr

Auch hierfür ist im Vorfeld eine Anmeldung erforderlich.

Sollten keine Anmeldung vorliegen, wird das Museum in der Zeit auch nicht besetzt sein.

DAS TOR ist ein echtes „Bürger-Museum“

Seit 2010 und teilweise auch schon davor haben viele Bürgerinnen und Bürger an der Neukonzeption des Museums mitgewirkt und auf ganz unterschiedliche Weise ihren Teil zum Gelingen dieses Projektes beigetragen. Dr. Kristina Sievers-Fleer sagt: „Gerne hätten wir mit ihnen allen eine rauschende Ausstellungseröffnung gefeiert und uns auf diesem Weg noch einmal ganz herzlich bedankt. Weil dies auf absehbare Zeit aber leider nicht möglich sein wird, haben wir uns entschieden, das Museum jetzt zumindest mit Terminvergabe wieder zu öffnen. Für das Forum des Museums haben wir drei Rollups herstellen lassen, die die maßgeblichen Etappen und die wichtigsten Unterstützer vorstellt.“

Besucherinnen und Besucher können so den Modernisierungsprozess des Museums nachvollziehen. Die Museumsleiterin kündigt an: „Durch die LEADER Förderung können nun auch die anderen musealen Standorte der Stadt in den Blick genommen werden. Passend zum Jubiläumsjahr 1700 Jahre jüdisches Leben wird in diesem Jahr an einem neuen Nutzungskonzept für die ehemalige Synagoge gearbeitet.“

Barrierefrei durch die Ausstellung und in die Region – der Medientisch

Der Medientisch zeigt eine historische Karte der Baumberge. Als Menüpunkte sind hier die fünf Baumberge Kommunen und zusätzlich noch die Punkte „Rad- und Wanderwege“ und „Museen und Ausstellungen“ aufgeführt. Zu diesen Punkten können sich Besucherinnen und Besucher weiter vertiefen und so einen Überblick darüber bekommen, was die Baumberge kultur-historisch zu bieten haben. Die aufgenommenen Sehenswürdigkeiten sind ein erster Aufschlag und können im Austausch mit den anderen vier Kommunen ganz unkompliziert weiter ergänzt werden. Von dieser Ansicht kann man zu einem virtuellen Rundgang durch die ganze Dauerausstellung im TOR wechseln. Das Walkenbrückentor ist durch seine vielen Treppen für Personen mit Mobilitätseinschränkungen teilweise eine Herausforderung. Durch die 360 Grad Ansicht können Besucherinnen und Besucher die komplette Ausstellung nun auch bequem über den Tisch betrachten.

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