Erste Erwähnung Coesfelds zum Anschauen

Addy-Bosten-Stiftung fördert Anschaffung der Vita Sancti Liudgeri; Bürgerstiftung übergibt Faksimilie fürs Stadtmuseum DAS TOR

Veröffentlicht am

Die Bürgerstiftung übergibt das Faksimile an die Leiterin des Stadtmuseums
Foto: (c) Bürgerstiftung Coesfeld

Die Seiten sind vergilbt und mit dunkelorangen Flecken versehen. Lateinische Lettern und mittelalterliche Szenen sind zu finden. Das Werk mutet uralt an und zollt dem Betrachter nahezu Ehrfurcht beim Anblick ab. Es ist die Vita Sancti Liudgeri – die Biografie über den Heiligen Ludgerus. Noch eine Besonderheit fällt beim Blättern ins Auge: Auf Seite 19 findet sich das Wort Cusfeld. „Erstmalig taucht hier in der Literatur der Stadtname von Coesfeld auf“, berichtet Dr. Kristina Sievers-Fleer, Leiterin des städtischen Museums. Das Original der Lebensgeschichte des 67-jährigen ersten Bischofs von Münster verfasste sein Nachfolger Altfried vor rund 1200 Jahren. Im Stadtmuseum hält Bürgermeister Heinz Öhmann eine originalgetreue Nachbildung in Händen, die jetzt im Besitz des Stadtmuseums ist. Dieses sogenannte Faksimile trägt die Nummer 212. Von der limitierten Verkaufsauflage gibt es 450 Stück. Seinen Platz findet das Buch im dritten Ausstellungsabschnitt, aufbewahrt in einer Glasvitrine und mit einem Informationsschild für die Besucher versehen. Darauf wird unter anderem die Addy-Bosten-Stiftung erwähnt. Edwin Kraft vom Vorstand der Bürgerstiftung berichtet: „Adele, die Ehefrau des 1969 verstorbenen Bürgermeisters Joseph Bosten, hatte sich selbst den Spitznamen Addy gegeben und war stets eine Kunstmäzenin.“ Nach ihrem Tod 1993 erbte die Stadt aus dem Vermögen 92.000 Euro. Adele Bosten setzte sich besonders für die Förderung von Kunst und Kultur ein. Dreizehn Jahre später übernahm treuhänderisch die Bürgerstiftung das auf 92.195 Euro angewachsene Stiftungskapital. Aus diesem Topf konnten die notwendigen 800 Euro für das Faksimile getragen werden. „Es ist ein wunderbares Geschenk an die Bürgerschaft für die Dokumentation unserer Stadtgeschichte vor Ort“, begründet Edwin Kraft das Engagement. 
Dass „Cusfeld“ in der Vita Sancti Liudgeri zu lesen ist, hat einen besonderen historischen Hintergrund. Ludgerus predigte am Abend vor seinem Tod im Jahr 809 in dem frühmittelalterlichen Kirchenort. Noch eine Parallele zwischen Coesfeld und dem in Utrecht geborenen Theologen hebt Öhmann heraus: “In dieser niederländischen Provinz liegt die Coesfelder Partnerstadt De Bilt, mit der wir einen regen europäischen Austausch pflegen."
Bis voraussichtlich Ende des Jahres müssen sich die Museumsbesucher noch gedulden. Denn dann rechnet die Museumsleitung mit dem Abschluss des noch laufenden Aufbaus des Museumsabschnitts. „Diese wird thematisch überwiegend das mittelalterliche und frühneuzeitliche Coesfeld aufgreifen“, gibt Museumspädagogin Sabrina Sommerfeld einen kurzen Blick in das Konzept.

 

Zurück