Jungen Menschen eine feste Stimme geben

Stadt unterzeichnet Kooperationsvertrag mit dem Landesjugendamt

Veröffentlicht am

Gruppenfoto nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages
Foto: (c) Stadt Coesfeld

Die Unterschriften sind gesetzt, die Tinte ist getrocknet – doch die eigentlichen Aufgaben beginnen erst jetzt. Bürgermeisterin Eliza Diekmann und LWL-Jugend- und Schuldezernentin Birgit Westers haben heute den Kooperationsvertrag zum Projekt „Eigenständige Jugendpolitik in kommunaler Verantwortung“ unterzeichnet.

„Die Kinder und Jugendlichen wissen, dass die gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen von heute ihre Zukunft beeinflussen. Wir möchten es ihnen leichter machen, sich kommunalpolitisch zu engagieren und ihr eigenes Lebensumfeld konkret mitzugestalten“, sagte Westers. Die Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung in NRW beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unterstützt und berät die Kommunen bei der Verwirklichung einer jugendpolitischen Strategie, organisiert passgenaue Fortbildungsangebote und fördert den Erfahrungsaustausch zwischen den Kommunen. Gesteuert werden die jugendpolitischen Strategien von den Städten und Kreisen in eigener Verantwortung. „Im gemeinsamen Förderprojekt der Landesjugendämter Westfalen-Lippe und Rheinland (LVR) bauen wir ein landesweites Netzwerk engagierter Kommunen auf, um den interkommunalen Dialog und Erfahrungsaustausch zur eigenständigen Jugendpolitik dauerhaft zu stärken. Uns ist es wichtig, daraus Erfolgsfaktoren einer beteiligungsorientierten Jugendhilfe zu entwickeln“, erklärt Westers.

Wie können die Interessen junger Menschen in Politik und Verwaltung angemessen vertreten und berücksichtigt werden? Wie verschaffen sich Kinder und Jugendliche öffentlich Gehör und können für ihre Belange eintreten? Anders gesagt: Wie kann in Zukunft eine erfolgreiche und aussagefähige Jugendpolitik aussehen?

Für Bürgermeisterin Eliza Diekmann eine Herzensangelegenheit: "Ich habe bereits in meinem Wahlkampf darauf hingewiesen, dass ich mir für Coesfeld eine noch besser aufgestellte Form der Interessenvertretung für junge Menschen wünsche. Junge Menschen müssen an wichtigen Entscheidungen für ihre Zukunft mitwirken können. Wenn wir diese Möglichkeit nicht aktiv schaffen, werden die älteren Generationen unsere Zukunft immer überstimmen. Jetzt ist der Startschuss für dieses wichtige Projekt gefallen."

Mit allen offenen Fragen beschäftigt sich das Team Kinder- und Jugendförderung vom Jugendamt der Stadt Coesfeld. Dort, wo alle städtischen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit verantwortet werden, also etwa das Jugendhaus Stellwerk, die Mobile Kinder- und Jugendarbeit oder die Ferienprojekte, steht nun eine Neuaufstellung des Themas Kinder- und Jugendbeteiligung auf dem Plan.

Dabei ist die Beteiligung junger Menschen an für sie wichtigen Entscheidungen alles andere als neu. Wichtige Vorhaben für Kinder und Jugendliche sind in der Vergangenheit unter enger Einbeziehung betroffener Interessengruppen zustande gekommen: Die Gestaltung der Freizeitflächen im Baugebiet Nordwest, die Errichtung der Skateranlage am Bahnweg und des Lokschuppengeländes am Jugendhaus Stellwerk - und aktuell die Schaffung eines Dirt-Parks für Mountain-Biker im Zuge des DIEK-Projektes Lette.

Gemeinsam ist diesen Projekten, dass jedes Mal anlassbezogen Kinder und Jugendliche angesprochen wurden (oder diese sich zu Wort meldeten) und sich aus dieser Zusammenarbeit ein Kreis interessierter junger Menschen bildete, der mit den Fachleuten zusammen das jeweilige Projekt erfolgreich bis zum Abschluss realisierte.

Kinder- und Jugendbeteiligung soll künftig ein eigenes solides Fundament bekommen. Eine feste und beständige Struktur und Form, die es jungen Menschen erlaubt, ständig in den Dialog miteinander, vor allem aber auch in den Austausch und in die Entscheidungsfindung mit Akteuren und Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung zu gehen.

Ob dieses Konstrukt den Namen Parlament, Arbeitskreis oder Forum bekommt? Das wird der weitere Entwicklungsprozess zeigen, der selber schon ein Beteiligungsprojekt mit jungen Menschen an sich sein wird.

Sabine Wessels und Martin Holtmann vom Team Kinder- und Jugendförderung haben schon in der Vergangenheit viele Erfahrungen im kommunalpolitischen Austausch mit Jugendlichen gesammelt. Jetzt stehen weitere Schritte an.

Sabine Wessels erläutert: "Wir werden insbesondere über weiterführende Schulen an Schülerinnen und Schüler herantreten, um mit ihnen über das große Thema der Interessenvertretung von Jugendlichen in einer Stadt ins Gespräch zu kommen - und sie dafür zu begeistern."

Gegenwärtig zählt vor allem eines: Die Lust am Mitmachen und Mitgestalten. "Wir suchen Jugendliche "der ersten Stunde", die Spaß daran haben, mit uns gemeinsam diese spezielle Pionierarbeit zu leisten und den Grundstein für künftige Arbeitsformen der Mitbestimmung zu legen", so Martin Holtmann.

Dorothee Heitz, Leiterin des Fachbereichs Jugend Familie, Bildung und Freizeit, ergänzt: "Wir wollen ganz bewusst künftig auch feste personelle Ressourcen, also pädagogische Fachkräfte für diese wichtige Aufgabe einsetzen, damit ein hohes Maß an Beständigkeit entsteht."

Und die Politik zieht mit: Einstimmig votierte der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am 9. März für das Kooperationsprojekt mit dem LWL und für das Vorhaben, jungen Menschen künftig in Coesfeld eine feste Stimme zu geben.

Zurück