Schüler-Podcast zur Geschichte jüdischer Coesfelder in der ehemaligen Synagoge

Was im Februar 1935 mit Hugo Oppenheimer geschah

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Medienstation in der ehemaligen Synagoge, wo der Podcast aufgerufen werden kann
Foto: (c) Stadt Coesfeld

Am 14. Februar 1935 wurde der jüdische Kaufmann Hugo Oppenheimer auf dem Marktplatz von einem SA-Mitglied angefahren und verstarb am 17. Februar später an den Folgen dieses „Unfalls“. Die Klasse 9c der Freiherr-vom-Stein-Realschule hat unter Leitung ihrer Lehrerin Tanja Unewisse die Ereignisse von damals im Rahmen des Deutschunterrichts aufbereitet und dazu unter dem Label „Junge Freunde der Stadt Coesfeld“ einen Podcast erstellt. Es soll nicht das letzte Ereignis aus der Vergangenheit bleiben, von dem durch die Schülerinnen und Schüler ein Podcast über Coesfelds menschliche Schicksale entsteht. Das Team des Coesfeld Podcast mit viel Liebe zum Lokalcolorit „Heimatliebe mit Herrencreme“ hat die Klasse im Vorfeld und auch nach dem Ergebnis beraten und wurde als außerschulischer Partner mit ins Entstehungsboot geholt. Der Podcast und weitere Informationen zu dem Projekt stehen Interessierten zukünftig auch über die Medienstation in der ehemaligen Synagoge zur Verfügung. „Die Schülerinnen und Schüler haben sich sehr intensiv mit den Hintergründen des vermeintlichen Unfalltodes auseinandergesetzt. Das Stadtarchiv, insbesondere Herr Norbert Damberg, hat uns wertvoll bei der Umsetzung unserer Idee unterstützt. Die ehemalige Synagoge ist mit der Medienstation ein „sichtbarer“ Ort der Schicksale unserer jüdischen Mitbürger geworden. Wir haben uns darüber gefreut, dass neben vielen anderen lokal und inhaltlich relevanten Informationen nun auch dort Schul- und Unterrichtsprojekte den Bürgerinnen und Bürgern aus Coesfeld zugänglich gemacht werden, wie unser Podcast über das Schicksal von Hugo Oppenheimer.“, erklärt Tanja Unewisse.

„Die Klasse war zur inhaltlichen Vorbereitung auch bei uns im Stadtmuseum DAS TOR zu Besuch, denn auch hier thematisieren wir das Schicksal von Hugo Oppenheimer. Von dem Ergebnis waren wir sofort begeistert, deswegen sind wir Frau Unewisse und ihrer Klasse sehr dankbar, dass wir die Dateien für die ehemalige Synagoge zur Verfügung gestellt bekommen haben“, erzählt Museumsleiterin Dr. Sievers-Fleer.

„Die Zeugen der Vergangenheit, die uns davon erzählen können, welches Leid ihnen angetan wurde, sind bald nicht mehr präsent. Der Mechanismus der Judenfeindlichkeit existiert aber weiterhin“, weiß Tanja Unewisse auch aus ihrer Arbeit an der Schule. Sievers-Fleer ergänzt: „Der Todestag von Hugo Oppenheimer sollten für uns ein Anlass sein uns auch die Verbrechen in Erinnerung zu rufen, deren genaue Hintergründe wir heute nicht mehr rekonstruieren können. Dies liegt teilweise auch daran, dass die Akten damals vernichtet wurden.“

Die ehemalige Synagoge an der Weberstraße kann samstags von 11 bis 14 Uhr besichtigt werden, sowie nach Vereinbarung.

Gedenken aufrechterhalten

Darüber hinaus hat das Projekt über die Stadtgrenzen zwischen Coesfeld und Stadtlohn hinaus bewirkt, dass die SPD in Stadtlohn einen in den 1980er Jahren vergebenen Preis für soziales Engagement mit dem Namensträger Hugo Oppenheimer wieder ins Leben rufen wird. Frau Unewisse ist es wichtig, dass Ereignisse und Schicksale aus der tragischen Vergangenheit Coesfelds erzählt werden, aber auch, dass diese aktuelle Bezüge enthalten, wie in diesem Fall ein Gedenken aufrechterhalten wird durch den Preis in Stadtlohn.

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