Stolperstein-Initiative hat Lebensgeschichten neu erforscht

Stadtmuseum DAS TOR kann aktualisierte Kurzbiographien für die Ausstellung nutzen

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Die Initiatoren im Stadtmuseum vor den Texttafeln
Foto: (c) Stadt Coesfeld

Am 15. Dezember werden in Coesfeld zehn weitere Stolpersteine verlegt, die an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern sollen, die in der NS-Zeit verfolgt, entrechtet und häufig auch ermordet wurden. Für Wilhelmine Süßkind, ihren ersten Mann Gustav Cohen und ihren zweiten Mann Benno Süßkind werden drei Steine an der Bahnhofstr. 104 verlegt. Weitere sieben Stolpersteine folgen am Wiedauer Weg/Ecke Diekmanns Wätken für Jakob, Johanna, Ludwig und Albert Cohen sowie für Martha (geb. Cohen), Richard und Karlheinz Freund. Neben den Namen zeigen die Inschriften der Stolpersteine auch wichtige biographische Angaben. Für jeden der kleinen Erinnerungssteine wird die Lebensgeschichte der Person, an die er erinnern soll, möglichst umfassend erforscht.

Claudia Haßkamp und Wolfgang Jung von der Stolpersteine-Initiative haben dafür Wiedergutmachungsakten und viele andere Dokumente und Hinweise aus Archiven in Münster, Arolsen, Trier, Karlsruhe, Mannheim, Eisfeld (Thüringen), Emden, dem ehemaligen KZ Dachau und auch aus dem Stadt- und dem Katasterarchiv in Coesfeld ausgewertet. „Alles, was für mich erreichbar war, habe ich auch eingesehen“, berichtet Wolfgang Jung über seine Recherchen. Durch Kontakt zu einer Biographie-Arbeitsgruppe in Flensburg/Kiel konnte Claudia Haßkamp viele bisher unbekannte Einzelheiten über das Leben von Wilhelmine Süßkind in Erfahrung bringen. „Durch diesen Kontakt ist es zum Beispiel gelungen, Einblick in Akten aus Schweden zu bekommen, dorthin war Wilhelmine Süßkind unmittelbar zu Kriegsende mit viel Glück durch das Rote Kreuz evakuiert worden. Auch über ihren ersten Mann Gustav Cohen wissen wir jetzt deutlich mehr als vor diesen Recherchen“, ergänzt Claudia Haßkamp. So viele neue Erkenntnisse konnten die beiden bei ihrer umfangreichen Archivarbeit zutage fördern, dass damit nun auch die Kurzbiographien aktualisiert werden konnten, die das Coesfelder Stadtmuseum DAS TOR zu diesen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in der Ausstellung präsentiert.

„Durch das Engagement von Frau Haßkamp und Herrn Jung haben wir Neues über die jüdischen Opfer hier in Coesfeld erfahren. Ich bin der Stolperstein-Initiative dankbar, dass wir die erarbeiteten Biographien für unsere Zwecke nutzen durften. Unser Stadtmuseum ist ein Bürgermuseum, umso schöner, wenn auch engagierte Bürgerinnen und Bürger sich so bei uns einbringen können“, freut sich Museumsleiterin Dr. Kristina Sievers-Fleer.

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