Wenn Pumpen und Rohre verstopfen

Feuchttücher blockieren Abwasserkanäle

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Defekte Pumpe mit verklebten Feuchttüchern behängt
Foto: (c) Abwasserwerk der Stadt Coesfeld

Feuchte Hygienetücher werden – vielleicht auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – offenbar immer beliebter. Sie werden allerdings nicht immer über den Restmüll entsorgt, sondern landen achtlos in der Toilette.

Das hat erhebliche Folgen für die Abwasserentsorgung: Für die hauseigenen Rohre genauso wie für die öffentlichen Anlagen, wie Hermann Schulze Bröring, Abteilungsleiter an der Coesfelder Kläranlage, mitteilt: „Im Schmutzwasserkanal verbinden sich Feuchttücher zu extrem widerstandsfähigen Zöpfen und legen ganze Pumpwerke lahm. Wir merken das immer häufiger, bei Einsätzen auch bei den Pumpwerken des Abwasserwerks.“ Er macht klar: „Müll gehört grundsätzlich nicht in die Toilette. Feuchttücher stellen allerdings ein ganz besonderes Problem dar, weil die Tücher nicht aus Papier bestehen, sondern aus extrem stabilen und reißfesten Polyester-Viskose-Fasern. Die zersetzen sich, anders als trockenes Toilettenpapier, nicht im Abwasser.“ Wenn ein Pumpwerk blockiert, ist Handarbeit angesagt für die Fachkräfte des Abwasserwerks: „Diese Tücher müssen wir aus den Pumpen schneiden, reißen oder hebeln. Um die Pumpen wieder flott zu machen, müssen sie einmal aus den Schächten gehoben und demontiert werden. Das ist sehr aufwendig", erklärt Hermann Schulze Bröring.

Fragen zu Abwasser-Themen beantwortet Hermann Schulze Bröring beim Abwasserwerk der Stadt Coesfeld, Tel. (02541) 980351, E-Mail hermann.schulze-broering@coesfeld.de

Zum Thema Feuchte Tücher:

Sie werden mit den unterschiedlichsten Duftnoten angeboten: Lotus, Kamille oder Aloe Vera sollen das Gefühl von Frische und Sauberkeit vermitteln. Wenn Feuchttücher dann aber über die Toilette entsorgt werden - und das werden sie ziemlich häufig - bleibt vom Duft nichts mehr übrig. Sie gelangen über das Abwasser in die Kanalisation zusammen mit anderem Müll wie Wattestäbchen, Windeln, weitere Hygieneartikel oder auch Essensresten in Richtung Zentralklärwerk.

Müll gehört grundsätzlich nicht in die Toilette, allerdings stellen Feuchttücher hier aber ein ganz besonderes Problem dar. Der Grund dafür ist, dass die Tücher nicht aus Papier bestehen, sondern aus extrem stabilen und reißfesten Polyester-Viskose-Fasern, welche sich im Abwasser auch nicht zersetzen. Von der Toilette aus nimmt das Abwasser in vielen Fällen den Weg über ein Pumpwerk zur Kläranlage, um es aus tiefergelegenen Gebieten auf ein höheres Niveau anzuheben. Wenn die Feuchttücher dann in die Laufräder von Pumpen gelangen, verwirbeln sie zu sehr starken Zöpfen, die die Pumpen nicht mehr zerreißen können. Die Folge ist eine völlig verstopfte Pumpe.

Ein Pumpwerk ist meist mit zwei Pumpen ausgerüstet, damit bei einem Ausfall einer Pumpe die jeweils zweite Pumpe die Arbeit übernehmen kann. Fällt eine Pumpe aus, muss es also schnell gehen, damit sich bei Ausfall der zweiten Pumpe das Abwasser nicht bis in die Hausanschlüsse der Kundinnen und Kunden zurückstaut. Das bedeutet für den Bereitschaftsdienst mittlerweile fast regelmäßig - natürlich auch in den Nachtstunden oder an den Wochenenden -, dass derartige Störungen, die ja vermeidbar wären, beseitigt werden müssen. Hermann Schulze Böring berichtet: „Besonders häufig sind die sogenannten Verstopfer in Neubaugebieten mit jungen Familien. Viele Leute wissen einfach nicht, dass diese Feuchttücher so große Probleme bereiten und nicht in die Toilette, sondern in den Restmüll gehören."

Höhere Kosten für Personal und Material

Die Störungen verursachen neben unnötigen Personalkosten auch höheren Verschleiß an den Pumpen und nicht zuletzt auch höhere Energieverbräuche. Im vergangenen Jahr musste das Team etwa 30 Mal ausrücken, um die Verstopfer zu beseitigen. Hermann Schulze Bröring sieht alle Coesfelder:innen in der Verantwortung: „Es ist egal ob feuchtes Toilettenpapier, Hygienetücher oder Babypflege-Tücher verwendet werden. Nach Gebrauch gehören sie unbedingt in den Restmüll und keinesfalls in die Toilette. Das steht auch in aller Regel im Kleingedruckten auf den Verpackungen. Jeglicher Abfall und besonders Feuchttücher führen zu erheblichen Problemen in der Kanalisation und auch in der weiterführenden Abwasserbehandlung. Wir alle entscheiden uns mit einer sachgemäßen Entsorgung der Feuchttücher nicht nur dafür, dass keine zusätzlichen Reparaturkosten entstehen und unnötig Energie verbraucht wird, sondern auch, dass unsere Mitarbeiter des nachts keine alten Feuchttücher aus Pumpenlaufrädern schneiden müssen."

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